Foto 1: Die neuen Fundamente und einige Kellerräume sind bereits fertiggestellt.
Altes Fachwerk war nicht zu verwenden. Untergrund des 350 Jahre alten Gebäudes war marode.
Der Wiederaufbau des traditionsreichen Gasthauses Ley im Netphener Ortsteil Irmgarteichen gestaltet sich viel schwieriger als erwartet. Das Gebäude, welches am 27. April diesen Jahres durch einen Brand, entstanden durch einen Defekt im Sicherungskasten, fast völlig zerstört wurde (die SZ berichtete), stand unter Denkmalschutz. Der neue Gasthof sollte ein Ebenbild des alten werden, so wenig wie möglich abgerissen und so viel wie möglich wieder verwendet werden. Mitte August konnte mit den Abrissarbeiten begonnen werden. In mühsamer Kleinarbeit wurden die Wände von Dach-, Wohn- und Erdgeschoss schichtweise abgetragen. Die Fachwerkkonstruktion des 350 Jahre alten Gebäudes wurde abgebaut, um sie wieder zu verwenden. Jedoch stellte sich während der Abbauarbeiten durch die Begutachtung einer Fachfirma heraus, dass der größte Teil der Balken für eine Wiederverwendung unbrauchbar war. Sie mussten entsorgt werden. Einige besondere Balken aus dem Innenbereich sollen aufgearbeitet werden. Teilweise enthalten sie Aufschriften. Das äußere Fachwerk wird nun komplett neu gebaut, und die erhaltenswerten Balken werden im Inneren des Gasthofes verwendet.
Des Weiteren stellte sich heraus, dass der Untergrund des Hauses marode war. Es war kein richtiges Fundament vorhanden. Als das Haus vor mehreren Hundert Jahren gebaut wurde, gab es keine Betonfundamente, sondern Bruchsteine und Lehm. Nun bröckelte es überall, und die Kellertreppe fiel ein. Die Bausubstanz war statisch nicht mehr sicher, es war also nicht zu verantworten, auf diesem Keller ein Gebäude zu errichten. Es wurde ausgeschachtet, Fundamente gegossen und große Teile des Kellers neu gebaut.
Allerdings gibt es auch in diesem Bereich etwas Altes, was erhalten bleiben soll. Es existiert ein alter Gewölbekeller, gemauert aus Bruchsteinen und Lehm. Die Bruchsteinwände wurden an den Außenseiten durch Betonwände abgestützt. Nun muss das Gewölbe weiter freigelegt werden, anschließend wird die Bruchsteindecke mit einer Betondecke versehen. Diese Arbeiten müssen zügig ablaufen, sonst wird befürchtet, dass bei starkem Regen alles einfällt. Ebenfalls erhalten wird ein alter Hausbrunnen. Er war zwar nicht mehr in Betrieb, soll aber trotzdem wieder hergerichtet werden.
Bis zur Fertigstellung der kompletten Kellerdecke vergehen noch ein paar Tage. Dann ist der schwierigste Teil der Bauarbeiten erledigt. Das Bauunternehmen Klur aus Irmgarteichen führt die kompletten Arbeiten durch. Da die Bausubstanz marode war und das Fachwerk nicht erhalten werden konnte, handelt es sich bei dieser Baumaßnahme um einen Neubau. Es besteht also kein Bestandsschutz mehr. Das heißt, es sind einige gesetzliche Auflagen zu erfüllen. So ist jetzt eine andere Geschosshöhe erforderlich als vor dem Brand. Jedoch vergehen bis zur Fertigstellung des Gasthofes noch einige Monate. Das Gastwirt-Ehepaar Günter und Resi Büdenbender hofft, ihren Gasthof nächstes Jahr Ostern wieder öffnen zu können: „Wenigstens die Gaststätte soll bis dahin fertig sein. Unsere Wohnung und die Gästezimmer kommen erst an zweiter Stelle. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun“, so Resi Büdenbender.
Foto 2: Der Gewölbekeller muss freigelegt werden.
Foto 3: Die Außenmauern vom Erdgeschoss bleiben stehen, links ist der Eingangsbereich zum Gasthof.
Text und Fotos: Christa Reuter
Veröffentlicht in der Siegener Zeitung am 14.10.2008