Geschichte von Irmgarteichen
Foto-Archiv: Heinrich Bruch, Irmgarteichen
Das Bild zeigt Irmgarteichen im Winter vor über 100 Jahren. Kirchturm bliebt Wahrzeichen des Ortes.
Wo sich die Höhenrücken des Siegerlandes und des hessischen Landesteiles fast berühren, liegt auf einer Anhöhe der Ortsteil Irmgarteichen. Über 742 Jahre besteht dieser Ort, wie ausb einer Urkunde vom 30. August 1270 hervorgeht. Die Fachwerkfassaden des Dorfkerns sind heute größtenteils verkleidet. Der Kirchturm ist bis heute unverändert. Nur das Kirchenschiff präsentiert sich hier von der alten Form, in der es bis 1933 zu sehen war. Die Einwohnerzahl ist von 230 um die Jahrhundertwende, ist auf 836 Einwohner im Jahr 2012 angewachsen.
Ersterwähnung
Der Ort Irmgarteichen gehört mit zu den ältesten Ansiedlungen des Siegerlandes. Über seine Entstehung liegt kein authentisches Material vor. Jedenfalls sind die Entstehung des Dorfes und die der Kirchengemeine aufs engste miteinander verknüpft. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass alle aus alten Zeiten stammende Papiere, die heute Aufschluss hätten geben können, zur Zeit der Reformation, in der die Pfarrei Irmgarteichen einen schnellen Wechsel von Pfarrern – lutherischen, reformierten und katholischen – erlitt, verloren gegangen sind.
Die urkundliche Ersterwähnung Irmgarteichens stammt vom 30. August 1270. Experten erklären jedoch, dass der Ort mit Sicherheit viel älter ist. Wie alt, weiß keiner. Interessant und bemerkenswert ist, dass Irmgarteichen seit 1270 in den unterschiedlichsten Schreibweisen urkundlich genannt wurde: “Irmengarten eichen”, “Yrmengardechin”, “Yrmgarteychin” oder “Irmertheichen” waren gängige Begriffe.
Früher hatte die Gemeinde Irmgarteichen eine große (kirchliche) Bedeutung, die Pfarrei war bis 1349 von Netphen abhängig und erschien laut Aufzeichnungen ab dann gleichberechtigt zu sein. 1725 wurde auf dem Grund der alten Kirche eine neue errichtet.
Bildnachweis: Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen – Stift Keppe – Urkunde Nr. 8
Herkunft der Ortsbezeichnung
Über die Entstehung des Ortsnamens gehen die verschiedensten Meinungen weit auseinadner. Nach Grimm „Deutsche Mythologie“ ist in dem Ortsnamen Irmgarteichen die Verstärkung bzw. Steigerung des Begriffes „irmin“ enthalten, wie z.B.: Bei Irmingot: Der höchste Gott; Irminsul: Die große, göttliche, verehrte Bildsäule. Demnach bedeutet Irmgard die starke Schützerin. Bemerkenswert ist, dass das in der Nachbarschaft gelegene Dorf Erndtebrück in der alten Zeit gleichfalls die ähnliche Bezeichnung Irmgartenbrück geführt hat.
Die bekannteste und schönste Entstehung des Ortes und Ortsnamens ist in den beiden Sagen, von denen die Interessanteste hier aufgezeichnet ist, enthalten:
Es lebte in einem Stifte, das „dere zum Hayn“ gehörte, eine gottselige Jungfrau aus adeligem Geschlechte, mit Namen Irmgart. Als diese unter einer schweren Krankheit litt, gelobte sie, Gott zur Ehre auf dem nahe gelegenen Hügel eine Kirche aus Eichen erbauen zu lassen. Nach Wiedergenesung löste sie ihr Versprechen ein und somit war der Begriff Irmgarteichen geboren.
Auch der Ort, der nach und nach um die Kirche entstand, bekam zum ewigen Zeichen den schönen Namen: Irmgarteichen. Ob diese heiligmäßige Jungfrau irgendwie mit dem Geschlecht der von Hain und einer ihrer Herrinnen zusammehängt, ist geschichtlich nicht nachweisbar. Jedenfalls war Irmgarteichen im Lande die einzige einer Frau – St. Cäcilia – geweihte Pfarrkirche. Auch ist diese Ansicht über die Entsehung des Ortes eher und richtiger vertretbar als jede andere, deuten doch heute noch viele Bezeichnungen in- und außerhalt des Ortes auf einen Stift hin, wie z.B. Altstift und Neustift und die Bezeichnung des unteren Ortsteiles noch mit „im Stift“. Auch urkundlich lässt sich da ein Zusammenhang finden.
Quelle: 725 Jahre Irmgarteichen (1995). (von Blaschke, Paul / Bruch, Heinrich / Büdenbender, Richard / Legge, Paul / Ley, Alfons / Schöttler, Paul: Netphen, Selbstverlag. Ca. 400 Seiten mit Abbildungen)
Bildnachweis: Archiv Heinrich Bruch